Donnerstag, 16. Juli 2009

Street Fighter IV

Ich bin ja bekennender Prügelspielfan, Tekken, Soul Calibur, Bloody Roar und wie sie alle heissen, finden bei mir stets Gefallen.
So kam ich natürlich auch an Street Fighter IV nicht vorbei. Mit frisch polierter Grafik und einem Online-Modus soll der vierte Teil dieser berühmten Serie, ganz im Gegensatz zum kümmerlichen dritten, die Konkurrenz weit hinter sich lassen.
Und in der Tat, ich bin sehr erfreut, diese Investition getätigt zu haben :)

Achtung, sie erwartet eine wall of text. Für Ungeduldige gibt es unten ein fett markiertes Fazit :)
Zuerst einmal besticht der Preis der PC-Version. 33 Euro bei Amazon, 37 bei Steam. Wohl dafür, dass es "nur" ein Prügelspiel ist. Aber das Ding ist bis jetzt jeden Cent wert. Die Grafik ist, ich nenne es mal "Cell-Shading"-angehaucht und bringt so den Charme der alten Street Fighter II Teile in 3D auf den Bildschirm. Das Intro ist stylisch aufgemacht und macht Laune auf mehr. Die Modi sind erstmal die üblichen: Arcade, Versus, Time Attack, Survival und Training. Dazu gesellen sich dann noch der Online-Modus sowie ein neuer Trial-Modus, bei dem man mit einem Charakter vorgegebene Combos vollführen muss. Online wird per Windows Live gespielt, damit man auch mit XBox und PS3-Besitzern daddeln kann. Dementsprechend kommen auch wieder Archievements ins Spiel. Diese bringen, neben den berüchtigten Gaming-Points, Titel und Symbole, die der Gegner bei einem Matchup zu sehen bekommt. Nichts abgefahrenes, aber mit einem seltenen Titel angeben hat was und man kann so seinen Auftritt ein wenig individuell gestalten ;) Die Anzahl an Symbolen und Titeln würde ich auf jeweils weit über 100 schätzen.

Doch genug Theorie, wir wollen ja in die Praxis und anderen ordentlich was auf die Hucke geben! Und das sieht schonmal gut aus :D An dieser Stelle möchte ich Capcom einfach mal loben, dass sie eine hervorragende Grafik Engine entwickelt haben, die zurzeit bei Devil May Cry und Street Fighter IV zum Einsatz kommt. Beide Spiele sehen super aus und laufen auf maximalen Details einfach unglaublich flüssig. So gehört sich das! Die gesamte Aufmachung ist sehr sehr stimmig. Die Farben, die Animationen, die Gesichtsausdrücke, das ist einfach Street Fighter.
Spieltechnisch gesehen ist das Prinzip wie damals simpel und schnell. Die Charaktere bewegen sich, anders als bei den meisten aktuellen Titeln, 2-dimensional, traditionsbewusst gibt es genau 6 Knöpfe: Leichter Angriff, mittlerer Angriff und heftiger Angriff, jeweils Schlagen und Treten. Die Spezialattacken der Charaktere sind recht einfach gehalten, ausser ein paar Richtungstasten und ein oder zwei Knöpfen wird meistens nichts weiter benötigt, um z.B. einen Hadoken zu feuern oder sich zu teleportieren. Auch das geht entgegen der anderen Reihen, in denen manche Charaktere teils seitenlange Movelisten haben. Und wie ich finde, ist das auch gut so.
Wer schon einmal Tekken Tag Tournament o.Ä. gespielt hat, der wird Eddie kennen. Kennt ihr die Situation? Ihr spielt das Spiel schon was länger und denkt, dass ihr das Ganze eigentlich relativ gut drauf habt. Die Computergegner steckt ihr auch in den höheren Schwierigkeitsgraden in die Tasche und habt auch Spaß daran. Nun kommt euch ein Kumpel besuchen, nimmt Eddie und vermöbelt euch so dermaßen, indem er wie ein Wahnsinniger auf so viele Tasten wie möglich drückt. Button-Mashing nennt der Experte das.
Das gibt es in Street Fighter IV nicht. Wer wahllos auf alle Knöpfe drückt, zieht keine Combo, sondern steht wie ein Depp in der Pampa und fuchtelt in der Luft herum. Das merke ich zurzeit leidlich an mir selber, aber dazu später^^ Gerade dieses simple Spielsystem ermöglicht es, dass man sich vernünftig messen kann. Das Arsenal an Moves ist begrenzt und überschaubar, nun kommt es drauf an, was man wie einsetzt. Easy to learn, fucking hard to master.

Womit wir zum ersten negativen Aspekt kommen: Dem Schwierigkeitsgrad. Ich bin kein Street Fighter Veteran, das gebe ich gerne zu. Netterweise hat Capcom für Leute wie mich gleich drei Schwierigkeitsgrade unter "Normal" implementiert: "Leicht", "Sehr leicht" und "Kinderleicht". Letzterer klingt vielversprechend, doch dieser Schein trügt. Wer, wie ich, das Spiel zum ersten Mal startet, sich Ken aussucht und einfach mal eine Runde Arcade durchdaddeln will, der wird spätestens vom dritten Gegner erstmal schön auf die Bretter geschickt. Hierbei gilt zuallererst die Controllerpflicht, wer sein Glück mit der Tastatur versucht, wird einsehen müssen, dass man damit einfach zu langsam ist. Hat man den, darf man feststellen, dass die CPU-Gegner selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad keineswegs rumlaufen und ab und an mal attackieren (was ich persönlich bei "Kinderleicht" erwartet hätte), ne, die machen richtig Druck. Blocken, Würfe, Spezial-Attacken, einkesseln, die Typen sind richtig fix bei der Sache und bringen einen Newbie, der sich gerade freut, dass er "Vorne-Unten-Schrägunten-Schlag" *Shoryuken* machen kann, ganz schön ins Schwitzen. Da heisst es dann "learning the hard way.".

Nungut, nach den ersten Spielstunden hat man sich darauf eingeschossen und kann, den passenden Charakter vorausgesetzt, das Spiel durchspielen und hat sogar ein paar Charaktere frei geschaltet. Also dachte ich mir, dass jetzt mal Zeit für ein Online-Match wäre. Man kann dafür ein bequemes Matchmakingsystem benutzen, was einfach Leute auf gleichem Niveau sucht, während man gegen die CPU spielt. Bis jetzt habe ich so stets Leute gefunden, bevor der CPU-Kampf überhaupt begonnen hatte. Einmal akzeptieren, Charakter und Stage aussuchen und schon kann man sich fein glattbügeln lassen. Die meisten Onlinespieler waren um Welten besser, als ich. Das war zum einen frustrierend, zum anderen aber auch sehr aufschlussreich. Anfangs schiebt man die Schuld noch auf eventuelle Lags, lahme Taktiken und "Ja, der Charakter von dem muss ja auch nur werfen und ist viel besser als meiner.", doch schon bald erkennt man, wo die Finesse dieser Spieler liegt und warum man einfach schlechter war. Hier ein paar meiner geheimen Erkenntnisse:
Street Fighter IV ist kein Spiel für Hitzköpfe. Das Blocksystem ist sehr penibel, man blockt nur, wenn man nach hinten oder nach unten-hinten drückt. Jeder andere Input oder gar kein Input führt dazu, dass man kassiert. Ich persönlich drücke in der Hitze des Gefechts teilweise wahllos Knöpfe in der Hoffnung, dass etwas Gutes für mich passiert. Stattdessen stehe ich da und fange einen Treffer nach dem anderen. Tekken war, was das anging, weitaus nachgiebiger. Das Blocken und Verschanzen war einfacher, das Abbrechen von Würfen konnte man durch Button-Mashen realisieren. Der Control-Stick ist auch zu wiggelig für nervöse Hände. Eine zu hektische Daumenbewegung und der Charakter macht etwas völlig anderes, als erwartet. Tödlich. Ganz im Gegensatz zum hektischen Spielgeschehen braucht man als Spieler Kontrolle über das, was man gerade tut, und vor allem Ruhe. Dies ist der erste Schlüssel zum Erfolg. Einfach cool runter spielen (leicht gesagt). Ich konzentriere mich im Moment darauf, die Kämpfe so lange wie möglich zu überstehen, sprich blocken, wegspringen, ausweichen, und so weiter. "Turtlen" nennt man das. Verlieren tue ich immer noch massig, jedoch lerne ich eine Menge über die Moves anderer Charaktere und das Verhalten anderer Spieler. Denn Wissen ist der zweite Schlüssel zum Erfolg. Sobald ich kontrolliert spielen kann und jeden Special-Move im Schlaf beherrsche, ohne hektisch zu werden, gilt es, die Dinger richtig an zu bringen. Jeder Charakter hat Stärken und Schwächen und diese gilt es zu kennen. Nur ein Wahnsinniger stürzt sich in einen Nahkampf gegen Zangief, selbst wenn er alle Techniken voll beherrscht. Ich mag diese Dynamik, die Matches dadurch bekommen. Es gibt keine allgemeine Gewinnstrategie, man muss flexibel sein können.

Fazit
Street Fighter IV lässt die Serie wieder auferstehen! Sehr gute Grafik, flüssiges Spielsystem, eine Menge freischaltbares Zeug, einfach Street Fighter. Das Online-System funktioniert weitestgehend lagfrei bis jetzt, was ein wenig nervt ist, dass, wenn einer der Kontrahenten einen schwachen PC hat, das Spiel auf seine Geschwindigkeit gedrosselt wird. In meinen Augen ist das ein klarer Nachteil für den Gegner, der ein ganz anderes Timing gewohnt ist. Ansonsten bleibt zu sagen, dass das Spiel doch eher für Profis als für Gelegenheitsspieler konzipiert ist, da sowohl der Arcade-Modus als auch der Trial-Modes (Online sowieso) sehr früh sehr schwer werden und so einige Spieler hinwegfrusten können. Ich habe weitaus mehr als einmal laut geflucht, weil ich knapp die entscheidende Schelle kassiert habe, obwohl "ich doch geblockt habe!". Wer sich da durch schlägt, sich auf das Spiel einlässt und lernt, der wird eine Menge Spaß daran haben, sich tatsächlich zu messen und stets neue Taktiken aus zu tüfteln, um zu verhindern, dass man das nächste Mal nochmal fast wehrlos zu Boden geht. In dem Sinne: Hadoken!

Btw: Sowohl mein Steam Name als auch mein Windows-Live Name ist "Serahl". Wer Lust auf ein paar Matches hat, darf klopfen ;)

2 Kommentare:

  1. Wir wollen screenshots sehen, wie du vermöbelt wirst :D

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  2. Besser, mit etwas Glück wird es bald Videos geben :D Teste gerade die Replay-Funktion.

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